Cronin, Marianne
Die hundert Jahre von Lenni und Margot
München: Bertelsmann, 2022
ISBN 978-3-570-10462-0
Lenni, 17 Jahre, trotzig, traurig, zynisch und unheilbar krank, lernt im Krankenhaus bei einem Malkurs die ebenfalls todgeweihte 83jährige Margot kennen. Ein ziemliches Glück, denn die Seniorin steckt voller Lebenserfahrung, ist eigensinnig, witzig und empathisch. Gemeinsam sind sie 100 Jahre alt, und so beschließen sie, 100 Bilder zu malen, für jedes gelebte Jahr eines. Jedes kleine Kunstwerk steht dabei für einen besonders kostbaren Moment, den sie nicht nur auf einem Blatt Papier festhalten, sondern auch erzählen. Denn das, worauf es im Leben ankommt, sind Begegnungen und Erlebnisse.
M.D: Auch wenn der nahende Tod der beiden liebenswerten Protagonistinnen im Fokus der Geschichte steht, so gefällt mir besonders gut, dass Cronin nicht nur die beiden, sondern alle weiblichen Charaktere als starke Frauen porträtiert. Das bedeutet nicht, dass nicht auch viel Emotionalität und Verletzlichkeit in jeder von ihnen steckt (wenn auch häufig hinter verschlossener Tür)! Sie alle kämpfen: Gegen Ungerechtigkeiten, gegen Druck von außen, gegen Lieblosigkeit, Ungerechtigkeiten und Betrug, gegen Krankheiten, Heimweh und Trauer, gegen ihre Ängste oder den Tod. Sich dennoch nicht unterkriegen zu lassen und auf das zu schauen, wer und was im Leben wirklich von Bedeutung ist, das ist wohl die wichtigste Botschaft des berührenden Romans, der den Tod zwar thematisiert, aber das Leben feiert.