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Welttag des Buches

 

Welttag des Buches am 23.04.2025

 

Zum diesjährigen "Welttags des Buches" haben unsere Mitarbeiterinnen wieder einige Lieblingsbücher für Sie ausgewählt.
 
Vielleicht ist auch Ihr Lieblingsbuch dabei!

 

 

Welttag des Buches: Das Jahr in Virginias Buchladen

Amanda Colombo
Das Jahr in Virginias Buchladen
Wien: Thiele, 2025
ISBN 978-3-8519-564-6 

Die 35jährige Bianca kehrt nach über 10 Jahren in den Dolomiten wieder in ihre kleine Heimatstadt nahe Mailand zurück und bezieht dort die Wohnung ihrer verstorbenen Großmutter. Nach dem Unfalltod ihres Mannes muss sie sich erst einmal wieder neu orientieren. Gut, dass sich im Erdgeschoss des Hauses ein Buchladen befindet. Früher hatte Bianca häufig in Virginias Laden ausgeholfen. Da Virginia mittlerweile gestorben ist, stellt deren Mann Bianca als Teilzeitkraft für den Buchladen ein. In ihrer Freizeit unternimmt Bianca wieder mehr mit ihren beiden Freundinnen Mavi und Dele. Nach und nach werden die Probleme im Leben der drei Frauen thematisiert. Gemeinsam - und doch jede für sich - finden sie drei ihren eigenen Weg.

Dieser Debütroman war in Italien ein Überraschungserfolg. Thematisch erinnert er an "Der Buchspazierer" von Carsten Henn. Auch hier steht die Freundschaft - in diesem Fall unter den drei Frauen - und die heilende Kraft der Bücher im Vordergrund. (C.D.)
 

Welttag des Buches: Die Glückslieferanten

Sanaka Hiiragi 
Die Glückslieferanten
Hamburg: Hoffmann und Campe, 2024
ISBN 978-3-455-01806-6 

Die junge Nanahoshi arbeitet beim Lieferservice „Himmelsboten“ und überbringt ganz besondere Sendungen. Päckchen von Menschen, die wissen, dass sie bald sterben werden und die Menschen, die ihnen am Herzen liegen, noch unbedingt eine Botschaft mitteilen wollen. In vier Geschichten lernen wir Menschen kennen, die alle um jemanden trauern und durch die Päckchen Trost finden, neuen Lebensmut schöpfen und auch ihr Glück finden.

Die japanische Autorin erzählt auf ihre eigene warmherzige Art, nüchtern und doch poetisch, Geschichten über Menschen, mit denen wir uns alle irgendwie identifizieren können. Das Thema Tod ist zwar allgegenwärtig, aber die kurzen Geschichten vermitteln Trost und lassen den Leser mit einem guten Gefühl zurück, regen aber auch zum Nachdenken an. (U.C)

Welttag des Buches: Klapper

Kurt Prödel
Klapper
Berlin: Ullstein, 2025
ISBN: 978-3-9881-6024-9

Protagonist Thomas ist ein Außenseiter – in der Schule wird er von niemandem ernst genommen. Kein Wunder, dass er seither von allen „Klapper“ genannt wird. Um seinen Mitschülern und den ohnehin schwierigen Umständen seines jugendlichen Alters zu entfliehen, flüchtet sich Klapper am liebsten in seine geordnete Online-Welt und verdrängt die Realität mit Videospielen. Doch dann geschieht etwas, das alles verändert: Eines Tages setzt sich Bär neben ihn und bringt ein liebliches Chaos in Klappers sonst so strukturiertes Leben…

In seinem Debüt „Klapper“ versetzt Kurt Prödel die Leser in die 2010er Jahre – inklusive Musik, LAN-Partys und Videospielen. Die Geschichte wechselt zwischen 2025 und 2011 und folgt Klapper, einem Teenager in einer klassischen Coming-of-Age-Erzählung. Prödel verbindet Witz und Tragik und spiegelt das Leben in seiner Schlichtheit wider.Der Roman thematisiert Alkoholmissbrauch, Ausgrenzung und psychische Gesundheit und hinterfragt klischeehafte Geschlechterrollen. „Klapper“ erzählt von zwei Teenagern, die sich mit den Herausforderungen des Erwachsenwerdens auseinandersetzen. Das Ende kommt wie das Leben selbst: unerwartet und ungeschönt - aber einfach passend. (L.D.)

Welttag des Buches: Gute Gründe

Nadine J. Cohen
Gute Gründe

Köln: pola, 2024
ISBN 978-3759600103

Yael ist auf der Suche: Sie hat nach mehreren Verlusten ihre Lust am Leben verloren. Nun muss sie neue, gute Gründe finden, weshalb es sich trotz alldem lohnt, weiterzumachen. Ganz langsam beginnt sie sich wieder für das Leben zu interessieren. Das regelmäßige Schwimmen im Meer, die neuen Freundschaften, welche im Entstehen sind, ihre Schwester, die immer an ihrer Seite ist - und Zeit - helfen ihr dabei.

In ihrem einfühlsamen Debütroman beschreibt die Autorin eine Frau mit trauriger Lebensgeschichte. Dabei lässt sie das literarische Miterleben nie zu schwer werden. Die Entwicklung der Hauptfigur und die Botschaft des Buches sind durchweg positiv: Ja, es gibt wirklich schlimme Schicksale, die einen unvermittelt und hart treffen können. In der Welt „danach“ dann die Freude im Leben wiederzufinden ist kein leichtes Unterfangen – aber es ist möglich. (S.S)

Welttag des Buches: Die einzige Frau im Raum

Marie Benedict
Die einzige Frau im Raum
Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2024
ISBN 978-3-462-00675-9

Hedy Lamarr, geboren 1914 in Wien als Hedwig Kiesler, Tochter jüdischer Eltern, begann eine Schauspielerkarriere in der Rolle der Kaiserin Sissi auf der Bühne. Unter den Zuschauern saß der reiche Wiener Industrielle Fritz Mandl, der sie verehrte und mit roten Rosen überhäufte. Mandl sympathisierte als Waffenhändler  schon früh mit den deutschen Faschisten und besaß bereits Macht und Einfluss. Es hätte der jüdischen Familie Kiesler geschadet, wenn Hedwig seinen Heiratsantrag abgelehnt hätte. Sie heirateten 1933. Mandl zeigte sehr schnell sein wahres Gesicht als eiskalter Geschäftsmann, der sich eine schöne Frau in einem goldenen Käfig hält. Zudem musste Hedwig, als „einzige Frau im Raum“, mitansehen und -hören, wie ihr despotischer Ehemann mit den Faschisten verhandelte. Ihr gelang 1937, ein Jahr vor dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich, die Flucht, erst nach Paris, dann nach London, dann nach Hollywood, wo sie zu der berühmten  Schauspielerin Hedy Lamarr wurde, die wir heute kennen.

Die einzige Frau im Raum ist eine lesenswerte Romanbiographie:  Man lernt Hedwig/ Hedy als Leinwandschönheit kennen, aber wann hat schon eine Film-Diva eine Hochleistungs-Waffentechnologie entwickelt und gleichzeitig die bornierte Engstirnigkeit einer von Männern dominierten Welt entlarvt? Eine sehr starke Frau! Schön und interessant geschrieben. (R. H.-P.)

Welttag des Buches: Apartment 5B

Lisa Unger 
Apartment 5B 
Köln: Lübbe, 2025
ISBN 978-3-404-19432-2 

Rosie hat sich fernab von ihrer Familie in New York ein Leben mit ihrem Ehemann Chad aufgebaut. Die finanzielle Situation ist angespannt - aber die beiden setzen auf weitere Erfolge Rosies als Schriftstellerin und Chads Durchbruch als Schauspieler. Doch als die beiden von Chads Onkel das Appartement 5B im Windermere-Gebäude erben, gehen die Probleme erst richtig los: Von mehreren Seiten wird Rosie gewarnt, dass sie ihrem Mann nicht trauen kann. Die Atmosphäre in dem alten Gebäude, in dem sich bereits zahlreiche Tragödien ereignet haben, setzt Rosie immer mehr zu.

Sehr gekonnt und subtil baut Lisa Unger die Spannung auf. Dabei fließen auch immer wieder übersinnliche Elemente ein. Gekonnt wird die Handlung im Jetzt mit Rückblenden in das Jahr 1963 verwoben. In der Gegenwart kommen mehrere Menschen gewaltsam zu Tode und Rosies Ehemann Chad benimmt sich immer verdächtiger. (C.D.)

 

Welttag des Buches: Das Licht in den Wellen

Mommsen, Janne 
Das Licht in den Wellen 
Hamburg: Rowohlt Polaris, 2025
ISBN 978-3-499-01584-7 

Eigentlich sollte ihr 100. Geburtstag auf der Insel Föhr groß gefeiert werden, doch Inge hat andere Pläne. Mit ihrer Enkelin Swantje reist sie per Schiff nach New York, um noch einmal die Freiheitsstatue zu sehen. Denn bereits als junge Frau hat sie die kleine Nordseeinsel verlassen, um in New York Karriere zu machen. Und tatsächlich erobert die Föhrer Bauerntochter Manhattan und bewirtet sogar John F. Kennedy. Erst ein Schicksalsschlag sorgt dafür, dass sie New York verlässt und wieder nach Föhr zurückkehrt.

Im neuen Buch des Bestseller-Autors wird das schillernde Leben der Protagonistin Inge zwischen zwei völlig verschiedenen Welten beschrieben. Man bekommt zum einen Einblick in das nicht ganz leichte Leben auf der rauen Nordseeinsel in der Nachkriegszeit und zum anderen erlebt man das bunte und verrückte New York der 40. Jahre und sieht, dass das Motto „vom Tellerwäscher zum Millionär“ kein Traum bleiben muss. (U.C)

Welttag des Buches: Kalt und Still

Viveca Sten
Kalt und still
München: dtv 2022
ISBN 978-3-423-26338-2

Hanna Ahlander ist 34, als ihre Welt kurz vor Weihnachten in sich zusammenfällt. Ihr Freund verlässt sie für eine andere und ihr Vorgesetzter legt ihr nahe, den Dienst bei der Stockholmer Polizei zu quittieren. Nachdem sie nicht bereit war, einen kriminellen Kollegen zu decken, stellt sich das Polizeikorps gegen sie. Zum Glück gibt es in dieser Männerwelt auch Frauen: Etwa ihre ältere Schwester, die sie flugs nach Åre schickt in ihr leerstehendes Ferienhaus. Hanna badet noch in Selbstmitleid, als eine Vermisstenmeldung sie erreicht. Nach einer Party ist die junge Amanda nicht nach Hause gekommen. Bei minus 20 Grad zählt jede Stunde. Hanna beteiligt sich an der Suchaktion und hält Augen und Ohren offen. Bald weiß sie mehr als die örtliche Polizei...

Erster Teil der Reihe um die Stockholmer Polizistin Hanna Ahlander. Der Roman war ausgesprochen spannend und das Verhältnis der Krimihandlung und dem Privatleben von Hannah und ihren Kollegen sehr ausgewogen. Die komplexe Persönlichkeit der Protagonistin, die ihre persönlichen Probleme nur schwer regeln kann, auf der anderen Seite aber eine brillante Ermittlerin ist, steigert den Spannungsbogen und macht die Reihe zu einem echten Leseerlebnis. Deswegen sind auch die Nachfolgebände „Tief im Schatten“ und „Blutbuße“ ebenso empfehlenswert wie der erste Band. (M.F.)

Sonne über Lake Evelyn

Averil Kenny 
Sonne über Lake Evelyn 
München: Goldmann, 2025
ISBN 978-3-442-49554-2 

Die Handlung spielt hauptsächlich im Jahr 1958, als es noch einen großen Skandal auslöste, wenn eine Frau ihre Hochzeit absagte. Vivienne flieht von Sydney nach Queensland, um dem Tratsch der Gesellschaft und den Nörgeleien ihrer Mutter zu entgehen. Doch in der Lodge, in der sie ihr Onkel Felix untergebracht hat, geschehen seltsame Dinge. Vivienne ist froh, Theaterregisseurin Josie kennenzulernen. Diese schreibt ein Stück über die Geschichte einer Sängerin - eine Rolle, die der musikalisch begabten Vivienne auf den Leib geschrieben zu sein scheint! Der Inhalt ist weit tiefgründiger als das Cover vermuten lässt - und keineswegs so idyllisch. Trotz zweier Liebesgeschichten ist emotionaler und physischer Missbrauch in mehreren Varianten ein Thema - sowohl in Vergangenheit und Gegenwart. 

In ihrem zweiten Roman hat die australische Autorin einige Elemente ihres eigenen Lebens aufgegriffen: wie Josie wuchs auch sie auf einer Milchfarm auf. Sie lebt mit ihrer Familie im australischen Regenwald und ihre Liebe zur faszinierenden Natur ihrer Heimat ist dem Roman anzumerken. Sehr gekonnt baut Averil Kenny Spannung auf und führt verschiedene Handlungsstränge und Personen zusammen. (C.D)

Die Not-To-Do-Liste

Rolf Dobelli
Die Not-To-Do-Liste: 52 Wege, die größten Lebensfehler zu vermeiden
München: Piper, 2024
ISBN: 978-3492073158

In seinem neuesten Buch versammelt Rolf Dobelli 52 Verhaltensweisen und Denkmuster, die man besser nicht nachmachen sollte: Ständige Ja-Sagerei, ein Bad im Selbstmitleid, praktizierte Doppelmoral oder wirkungslose Wutausbrüche im Straßenverkehr machen das Leben nur unnötig schwer. Mit einem Augenzwinkern beschreibt er, welche Fehler aus einem gutem Leben ein schlechtes machen können - und gibt Tipps, wie man es besser machen kann.

Ein lesenswertes Buch, in dessen kurzen kurzweiligen Kapiteln die ein oder andere Lebensweisheit zu finden ist. Ganz typisch für den Bestsellerautor kommt der Humor dabei durchgängig nicht zu kurz. Aufgelockert werden die Texte durch die farbenfrohen Illustrationen des Berliner Künstlers El Bocho. (S.S)

Der wunderbare Garten der Mrs P.

Paris, Helen Frances
Der wunderbare Garten der Mrs P.
München: Deutscher Taschenbuchverlag 2024
ISBN: 978-3-423-26383-2

Titelheldin ist Jane, Anfang 70 und Ex-Geheimdienstlerin. In ihrem Ruhestand versorgt sie ihren Garten mit leidenschaftlicher Akribie und lebt ansonsten ein streng durchgetaktetes Leben. Kaum hat sie die Jobabsage von der Royal Horticultural Society verdaut, steht das nächste Ungemach an: der invasive Japanische Staudenknöterich droht der Kleingartenanlage den Garaus zu machen. Doch zusammen mit einer Nachbarin begibt sich Janet auf Spurensuche - es riecht nach Sabotage ... Am Ende blitzt für Janet in Gestalt ihrer Mit-Gärtnerin Patrice sogar ein Funken Liebe auf - ganz dem Zeitgeist entsprechend.

Ein Feelgood-Roman, der Spaß macht! (C.D.)

Monas Augen

Thomas Schlesser
Monas Augen
München: Piper, 2024
ISBN: 978-3-492-07296-0

 

Mona ist zehn Jahre alt, als sie plötzlich etwa eine Stunde lang nichts sehen kann. Laut Diagnose könnte Mona ihr Augenlicht für immer verlieren. Monas Großvater – ein begeisterter Kunstliebhaber – fasst einen Beschluss: Solange Mona weiterhin sieht, soll sie die ganze Schönheit der Welt verinnerlichen - durch die Kunst in Paris. Wöchentlich besuchen die Beiden nun heimlich Museen, um sich ausgiebig jeweils einem Werk zu widmen. So bildet sich Mona nicht nur weiter, sondern entwickelt auch ein Gespür für die Ursache ihres Leidens - und die Abgründe innerhalb ihrer Familie. 

Die Begeisterung des Autors für sein Fach ist auf jeder Seite spürbar. Auch wenn die teilweise ausschweifenden Passagen über Kunstwerke für manche Lesenden herausfordernd sein mögen, ist der Roman gut lesbar. Er vermittelt Zuversicht und Bildung gleichermaßen - für Kunstinteressierte ein Vergnügen! (C.D.)

Mein drittes Leben

Daniela Krien
Mein drittes Leben
Zürich: Diogenes, 2024
ISBN: 978-3-257-07305-8

Nach dem plötzlichen Tod ihrer Tochter ist Lindas Schmerz ist so grenzenlos, dass sie Mann und erfolgreiches Leben in Leipzig verlässt und sich in die Einsamkeit zurückzieht. Sie übernimmt ein altes Haus in einem kleinen Dorf, versorgt Hühner und Garten und will ansonsten nichts mehr vom Leben. Doch Linda verliert sich nicht völlig in ihrer situationsbedingten Depression – nach und nach kämpft sie sich zurück ins Leben.

In ihrem Roman thematisiert die Autorin das Thema Tod und Trauer, das ein ganzes Leben von Grund auf verändert. Einfühlsam und empathisch wirft sie ihren Blick auf die innere Befindlichkeit der Protagonistin, lässt sie uneingeschränkt zu Wort kommen. (C.D.)

Das Philosophenschiff

Michael Köhlmeier
Das Philosophenschiff
München: Hanser, 2024
ISBN: 978-3-446-27942-1

 

In Wien feiert 2008 der Österreichische Ingenieur- und Architekten-Verein den 100. Geburtstag der Architektin Anouk Perleman-Jacob. Die Gefeierte bittet der Autor, eine bisher unbekannte Episode ihres Lebens aufzuzeichnen: Von der russischen Führung angeordnet, wird Anouk mitsamt Familie 1922 auf einem der fünf "Philosophenschiffe" als missliebige Intellektuelle außer Landes gebracht. Bei einem Halt auf See kommt der schwerkranke Revolutionsführer Lenin an Bord. 

Der Autor stellt Recherchen über Anouks Leben und die Ereignisse der damaligen Zeit an: Vertreibung, Revolutionswirren und Verhöre durch die Geheimpolizei. Voll Spott wird über die Paranoia der Bolschewiken gegen alle Dichter geschrieben – ob sich die Geschichte tatsächlich so ereignet hat, bleibt dabei offen. (C.D.)

22 Bahnen

Caroline Wahl 
22 Bahnen
Köln: DuMont, 2023
ISBN: 978-3-8321-6803-2

 

Die Protagonistin Tilda studiert Mathe, arbeitet an der Kasse eines Supermarkts und geht nach der Arbeit schwimmen. Soweit nichts Ungewöhnliches, jedoch warten zu Hause ihre alkoholkranke Mutter und die kleine Schwester auf sie. Traumatisiert durch die Sucht der Mutter und den Verlust eines Freundes in ihrer Jugend wagt Tilda nicht, an ein Leben abseits ihrer Routinen und der Betreuung der kleinen Schwester zu denken. Als plötzlich Viktor in ihr Leben tritt und ein Professor ihr eine Doktorandenstelle im entfernten Berlin nahelegt, gerät ihr Leben aus dem Takt ... 

Der Debütroman von C. Wahl wirkt lange nach. Die Autorin wirft viele Fragen auf: Darf Tilda nach Berlin? Wie weit reicht die Verantwortung für ihre Schwester? Wann kann man Vergangenes loslassen und wie wird man glücklich in einer Welt, in der einem nichts geschenkt wird? Das Buch ist stellenweise anstrengend zu lesen (Wahls Stil der Dialogwiedergabe ist gewöhnungsbedürftig), zieht inhaltlich aber so in seinen Bann, dass man es schwer aus der Hand legen kann. Der Roman erscheint Ende dieses Jahres bereits in einer Ausgabe für Schulen, da das Thema Chancengleichheit eine große Rolle spielt. Im Folgeroman „Windstärke 17“, der im August 2024 erschien, erzählt die jüngere Schwester Ida ihre Fortsetzung der Geschichte. (C.D.)

Und vor uns das Meer

Jule Henning
Und vor uns das Meer
München: Piper, 2024
ISBN 978-3-492-06506-1

Mette ist tief betroffen, als sie vom Tod ihrer Schulfreundin Josefa erfährt. Nach fünf Jahren Funkstille hat sie keine Möglichkeit mehr, sich mit ihr zu versöhnen. Deswegen ist sie umso überraschter über den letzten Willen der Verstorbenen. Zusammen mit dem gemeinsamen Freund Ole soll sie Josefas Asche auf Sylt verstreuen. Doch wie sollen sie an Josefas Asche kommen und wer betreut Mettes Mutter während deren Reise? Aber Mette kann den letzten Willen ihrer Freundin nicht ignorieren. Auf der Insel angekommen muss sie sich nicht nur mit der Trauer um ihre Freundin auseinandersetzen, sondern auch mit ihrer Vergangenheit als Verschickungskind …

 Ein emotionaler und berührender Romane, der aber nie den Bezug zur Realität verliert. Das Cover des Buches deutet auf einen leichten Urlaubsroman hin, tatsächlich ist der Inhalt aber sehr tiefgründig. Die Themen Trauer, Kindheitstrauma und Vergangenheitsbewältigung werden einfühlsam, aber auch mit Humor und Leichtigkeit beschrieben. Geschickt wurde auch das Thema Kinderverschickung als Maßnahme der Gesundheitshilfe mit eingeflochten. Eine Praxis der fünfziger bis achtziger Jahre, die für viele Kinder weitreichende Folgen hatte und mittlerweile sehr umstritten ist. (U.C.)

Mord im Antiquitätenladen

Waldi Lehnertz
Mord im Antiquitätenladen
Hamburg: Rowohlt, 2024
ISBN 978-3-499-01398-0

Antiquitätenhändler Siggi findet nach einem frühen Angelausflug eine Leiche in seinem aufgebrochenen Laden. Als nach Siggis Anruf bei der Polizei ausgerechnet sein früherer Klassenkamerad Gunnar auftaucht, ist der Tote allerdings verschwunden. Gunnar glaubt Siggi nicht, sondern will auch noch wegen Unfugs gegen ihn vorgehen - also bleibt dem Mann gar nichts anderes übrig, als der Sache selbst auf den Grund zu gehen…  

Der aus der ZDF-Sendung "Bares für Rares" als 80 €-Waldi bekannte Autor hat zusammen mit der erfahrenen Autorin Miriam Rademacher als Co-Autorin seinen ersten Krimi geschrieben. Zusammen ist den beiden ein unterhaltsamer Krimi mit einer guten Mischung aus Humor und Spannung gelungen. (C.D.)

Bei aller Liebe

Jane Campbell
Bei aller Liebe
München: Kjona Verlag, 2024
ISBN 978-3-910372-31-3 

Die Hochzeit von Agnes Tochter ist der Anlass, dass drei Menschen, deren Schicksal seit 50 Jahren eng miteinander verknüpft ist, erstmalig aufeinandertreffen. Neben Agnes sind da noch ihr alter Onkel Malcolm, sowie Joseph, dessen Verhältnis zu Agnes erst schrittweise enthüllt wird. Nach und nach entwickelt die Autorin in ihrem ersten Roman durch Erzählungen der drei Hauptcharaktere deren Lebensgeschichten. Manche Geheimnisse werden enthüllt, vieles ist über einen sehr langen Zeitraum verborgen geblieben. Agnes‘ Mutter Sophie starb, als die Tochter erst vier Jahre alt war. Ihren Brief an Joseph hat Malcolm nie übergeben – dem Leser ist er aber schon früh zugänglich. So kommen mit der Zeit einzelne Puzzleteile zusammen und ergeben ein Bild. Traumata und Verluste sind mit Liebe und Hoffnungen verwoben. Jane Campbell ist selbst Psychoanalytikerin - alle drei Hauptfiguren sind Psychotherapeut:Innen, das macht die psychologischen Aspekte sehr überzeugend, ohne den Leser zu überfordern.

Im Alter von 82 Jahren den ersten Roman zu veröffentlichen und damit gleich einen Bestseller zu landen, ist schon bemerkenswert. Was mich an diesem Roman besonders begeistert hat, ist die - trotz schwieriger Themen - bemerkenswerte Leichtigkeit, mit der sich diese Geschichte liest. (C.D.)

Die Sonntagsschwestern

Sonja Roos
Die Sonntagsschwestern
München: Goldmann, 2024
ISBN 978-3-442-49484-2

Mit dem mysteriösen Verschwinden ihres Vaters und der folgenden Depression ihrer Mutter endet für die drei Schwestern Hanne, Mona und Jessy der glückliche Teil ihrer Kindheit. Erst Jahre später bringt eine schlimme Nachricht die Familie auch emotional wieder zusammen.

In ihrem Nachwort gibt die Autorin preis, dass es sich hier eigentlich um ihr Erstlingswerk handelt, das jahrelang in der Schublade lag. Es beruht auf persönlichen Erfahrungen mit dem langsamen Sterben einer Freundin - und in der Tat wirkt die Handlung sehr authentisch. Große Emotionen werden beschrieben, ohne kitschig zu werden. (C.D.)

Just another missing person

Gillian McAllister
Just another missing person
München: Piper, 2024
ISBN 978-3-492-06417-0 

Die 22jährge Olivia betritt eine Sackgasse und wird danach nicht mehr gesehen. Julia Day, eine erfahrene Ermittlerin, wird mit der Suche nach ihr beauftragt. Julia ahnt nicht, welche Auswirkungen dieser Fall auf ihr Leben haben wird. Plötzlich wird sie vom Täter erpresst, aber nicht mit einer Waffe sondern mit dem Lüften eines dunklen Geheimnisses. Nicht nur Julias Karriere, sondern auch das Leben ihrer Tochter stehen auf dem Spiel. Wird Julia Olivia finden, ohne dass die wahren Hintergründe ans Licht kommen?  

Ein ungewöhnlicher Thriller bei dem nicht nur der Vermisstenfall, sondern insbesondere die zwischenmenschlichen Beziehungen im Vordergrund stehen. Wie weit geht eine Mutter um ihr Kind zu schützen? Diese Frage stellt man sich beim Lesen immer wieder und findet doch keine Antwort darauf. Gillian McAllister ist ein spannender Psychothriller mit überaschenden Wendungen gelungen, der den Leser aber auch nachdenklich zurück lässt. (U.C.)

Das Glück wohnt nebenan

Anna Jefferson
Das Glück wohnt nebenan
München: Goldmann, 2024
ISBN 978-3-442-49478-1 
 

George hat nach dem Tode seiner Frau Mary jeglichen Lebenswillen verloren. Die Schlaftabletten sind schon bereitgelegt, als er völlig unverhofft einen Brief seiner verstorbenen Frau erhält. Darin bittet sie ihn sieben Dinge zu erledigen. Diese Aufgaben stellen ihn zunächst vor eine große Herausforderung, entpuppen sich dann aber als Weg zurück ins Leben. Er lernt nach und nach seine Nachbarinnen kennen, die ähnlich einsam sind wie er. Aus den Fremden werden Freunde und aus Einsamkeit Hoffnung.   

Dieses Buch hat alles, was ein typischer „Wohlfühlroman“ braucht: sympathische Charaktere, mit denen man mitfühlen kann, Emotionen, die die meisten von uns auch schon durchlebt haben und eine herzerwärmende Story. Das durchaus schwierige Thema wird von der Autorin gut aufgegriffen. Alles in allen ein Roman, den man nicht aus der Hand legen mag und der ein positives Gefühl hinterlässt.  (U.C.)

Queen of Fashion

Stephanie Holden
Queen of Fashion
Berlin: Aufbau Verlag, 2024
ISBN 978-3-7466-4084-6   

Dieser Roman aus der Reihe „Frauen zwischen Kunst und Liebe“ handelt von der Modeikone Vivienne Westwood, die 1965 als geschiedene und alleinerziehende Mutter zunächst Lehrerin wurde, dann aber den Kunststudenten Malcom McLaren kennenlernt. Mit ihm eröffnet sie einen Fashion-Shop in London und entwirft alle Outfits der britischen Band „Sex Pistols“. Der Look des Punks ist geboren und Westwood wird bald für ihre schrillen und provokanten Kreationen gefeiert. Aber je mehr Erfolg sie hat, desto mehr gerät ihre Beziehung zu McLaren in eine Krise …

Vivienne Westwood war nicht nur eine talentierte und mutige Designerin, sondern setzte sich schon früh für Klimaschutz und Menschenrechte ein. In dieser Romanbiografie gelingt es der Autorin, das Leben der einzigartigen Künstlerin spannend und unterhaltsam nachzuzeichnen. Wer sich für Mode, London und die Punkszene der 70er und 80er Jahre interessiert oder einfach etwas über das Leben dieser faszinierenden und selbstbewussten Frau erfahren möchte, sollte sich dieses gut recherchierte Buch nicht entgehen lassen. (U.C.)

 

Aspergers Schüler

Laura Baldini
Aspergers Schüler
München: Piper Verlag, 2023
ISBN 978-3-492-07185-7 

1986 kommt die Doktorandin Sarah aus England nach Wien, um für ihre Dissertation über die Arbeit des Kinderarztes Dr. Hans Asperger zu recherchieren. Dieser erkannte als Erster die Genialität von Menschen mit Autismus. Sarah bringt in Erfahrung, dass der österreichische Mediziner sich während der Nazizeit mit den grausamen Machthabern arrangierte. Die junge Frau stößt auf die Geschichte vom Schicksal des jungen Autisten Erich, den Asperger als Schüler annahm. Und auf die von Krankenschwester Viktorine, die Erich damals in der Klinik betreute und ihm nach der Machtergreifung der Nazis zu helfen versuchte.

Schriftstellerin Beate Maly veröffentlicht hier unter dem bereits mehrfach verwendeten Pseudonym Laura Baldini eine weitere Biografie, die gleichzeitig ein spannender historischer Roman ist. Geschickt bringt sie die Handlung über mehrere Zeitebenen zusammen – und damit die Lektüre nicht zu deprimierend wirkt, spielt die Liebe ebenfalls eine große Rolle.(C.D.)

So was wie Freunde

Osborne, Bella
So was wie Freunde

Hamburg: Wunderlich, 2024
ISBN 978-3-8052-0112-4

Der 16-jährige Tom führt alles andere als ein normales Teenagerleben. Sein Vater verfällt seit dem frühen Tod von Toms Mutter zunehmend dem Whisky und Tom sorgt durchs Zeitungaustragen für den Lebensunterhalt. Richtig wohl fühlt sich Tom nur in der Bibliothek, wo er heimlich Liebesromane liest. Dort trifft er auf die 72-jährige  Maggie, die seit Jahren alleine ihre Farm bewirtschaftet, Quad fährt und Jiu-Jitsu beherrscht. Zwischen den ungleichen Charakteren entwickelt sich eine Freundschaft, von der sie beide profitieren. Doch dann soll die Bibliothek geschlossen werden. Gelingt es den beiden ihren Lieblingsort zu retten? 

Authentische und eigenwillige Charaktere, eine ergreifende Story und eine kleine, heimelige Bibliothek machen dieses Buch zu dem, was es ist: herzerwärmend, stellenweise lustig, und trotzdem werden auch die Sorgen und Probleme der Protagonisten angesprochen. Das Buch lässt den Leser an Teenagernöten und die Beschwerden des Alters teilhaben, ohne dass es je seine Leichtigkeit verliert. Ein Wohlfühlbuch ohne kitschig zu sein. (U.C.)

Unser Tag ist heute

Grimaldi, Virginie
Unser Tag ist heute
München: Penguin Verlag, 2024
ISBN 978-3-328-60329-0

In Paris finden sich drei Menschen zu einer ungewöhnlichen WG zusammen: die 74jährige Jeanne ist frisch verwitwet und kann von ihrer Rente kaum leben. Die gut 30-jährige Iris und der gerade volljährige Théo ziehen bei ihr ein. Auch wenn Theo ein Heimkind mit einer alkoholkranken Mutter ist und Iris vor ihrem gewalttätigen Freund floh - aus diesen sehr unterschiedlichen Menschen wird eine Art Familie, deren Mitglieder einander Halt geben.

Zu Recht hat es dieser Titel in Frankreich auf Platz 1 der Bestsellerliste geschafft. Der Autorin gelingt es meisterhaft, mehrere problematische Themen miteinander zu verknüpfen und zu einem hoffnungsvollen Ende zu führen - ohne dass es aufdringlich, überladen oder kitschig wirkt. (C.D.)

Der heimliche Beobachter

Unger, Lisa
Der heimliche Beobachter
Köln: Bastei Lübbe, 2024
ISBN 978-3-404-19248-9

Was bringt einen Menschen dazu, grausam und rücksichtslos zu sein? Können wir uns überhaupt gegen Veranlagungen entscheiden? Das sind die Grundfrage in diesem spannenden und rasanten Psychothriller! Beim Weihnachtsfest einer Familie werden anonym DNA-Tests verschenkt. Nicht jeder der Anwesenden möchte wissen, was sein Erbgut über die Herkunft verrät - aber manche sind doch neugierig. Ein gutes halbes Jahr später fährt die jüngere Generation dieser Familie mit Partnern und einem weiteren befreundeten Paar für ein gemeinsames Wochenende in eine einsame Gegend. Keiner von ihnen ahnt, wie schnell und wie extrem die Situation eskalieren wird ... 

Der Autorin erzählt das Geschehen aus der Sicht der verschiedenen Hauptcharaktere und zieht den Leser so schnell in ihren Bann. Ein echter Pageturner! (C.D.)

Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen

Henry, Emily
Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen
München: Knaur, 2023
ISBN 9783426529409

Literaturagentin Nora Stephens würde alles für ihre Schwester tun. Auch wenn das bedeutet, New York für einen Sommer zurückzulassen, um diesen gemeinsam mit ihrer Schwester in der Kleinstadt Sunshine Falls zu verbringen. Als sie dann auch noch dem unsympathischen New Yorker Lektor Charlie begegnet, mit dem sie trotz ihrer unterschiedlichen Ansichten zusammen an einem Buch arbeiten soll, scheint der Sommer nicht schlimmer werden zu können. Mit der Zeit erkennen die beiden jedoch, dass sie vielleicht doch gar nicht so verschieden sind und der Verlauf ihres Lebens keinen Klischees aus Büchern entsprechen muss. Zumal der wahre Grund für Noras Anreise auch ein ganz anderer zu sein scheint…

Emily Henry schafft in ihrem Roman einzigartige Charaktere, die mehr zu bieten haben als eine einfache Romanze. Es geht um die Frage nach dem eigenen Selbst und den Erwartungen, die man an seine eigenen Ziele hat. Das Setting inklusive Kleinstadtklischee runden die Handlung nochmal ab. Insgesamt ein angenehmes Leseerlebnis und eine gelungene Hommage an die Literatur und wie diese verbindet. (L.D.)