
Marie Benedict
Die einzige Frau im Raum
Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2024
ISBN 978-3-462-00675-9
Hedy Lamarr, geboren 1914 in Wien als Hedwig Kiesler, Tochter jüdischer Eltern, begann eine Schauspielerkarriere in der Rolle der Kaiserin Sissi auf der Bühne. Unter den Zuschauern saß der reiche Wiener Industrielle Fritz Mandl, der sie verehrte und mit roten Rosen überhäufte. Mandl sympathisierte als Waffenhändler schon früh mit den deutschen Faschisten und besaß bereits Macht und Einfluss. Es hätte der jüdischen Familie Kiesler geschadet, wenn Hedwig seinen Heiratsantrag abgelehnt hätte. Sie heirateten 1933. Mandl zeigte sehr schnell sein wahres Gesicht als eiskalter Geschäftsmann, der sich eine schöne Frau in einem goldenen Käfig hält. Zudem musste Hedwig, als „einzige Frau im Raum“, mitansehen und -hören, wie ihr despotischer Ehemann mit den Faschisten verhandelte. Ihr gelang 1937, ein Jahr vor dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich, die Flucht, erst nach Paris, dann nach London, dann nach Hollywood, wo sie zu der berühmten Schauspielerin Hedy Lamarr wurde, die wir heute kennen.
Die einzige Frau im Raum ist eine lesenswerte Romanbiographie: Man lernt Hedwig/ Hedy als Leinwandschönheit kennen, aber wann hat schon eine Film-Diva eine Hochleistungs-Waffentechnologie entwickelt und gleichzeitig die bornierte Engstirnigkeit einer von Männern dominierten Welt entlarvt? Eine sehr starke Frau! Schön und interessant geschrieben. (R. H.-P.)