Regisseurin Annekatrin Hendel (¿Vaterlandsverräter¿, ¿Anderson¿) porträtiert drei Generationen der Familie Brasch und ihrer Verwobenheit in die deutsche und europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts. Die Geschichte beginnt in England, wo der Berliner Katholik jüdischer Herkunft Horst Brasch (1922¿1989) die Wiener Jüdin Gerda Wenger (1921¿1975) trifft. Angezogen von der kommunistischen Idee, übersiedeln die beiden mit ihrem kleinen Sohn Thomas bald nach Kriegsende in die sowjetisch besetzte Zone Deutschlands, nach Ostberlin.
Hier entspinnt sich eine Familiensaga von buddenbrookscher Dimension. Die Braschs tragen die Spannungen der Geschichte innerhalb der eigenen Familie aus: zwischen Ost und West, Kunst und Politik, Kommunismus und Religion, Liebe und Verrat, Utopie und Selbstzerstörung.
Annekatrin Hendels filmische Erzählung ist klug strukturiert und gibt vielen Perspektiven auf das Geschehen Raum. Sie trifft die einzige Überlebende des Clans, Marion Brasch, sowie zahlreiche Vertraute, Geliebte und Freunde, unter ihnen die Schauspielerin Katharina Thalbach, der Dichter Christoph Hein, die Liedermacherin Bettina Wegner und der Künstler Florian Havemann.
In den Jahren nach 1945 sind die Braschs eine perfekte Funktionärsfamilie, die in der sowjetisch besetzten Zone den deutschen Traum vom Sozialismus lebt: Horst Brasch baut die DDR mit auf, obwohl das Land schon seiner Frau Gerda die Luft abschnürt. Die Wienerin wird in der DDR nie heimisch. Sohn Thomas träumt wie sein Vater von einer gerechteren Welt. Kometenhaft avanciert er zum Literatur, reibt sich aber wie seine jüngeren Brüder Peter und Klaus an der vielfachen Beengtheit des real existierenden Sozialismus. 1968 bricht in der DDR wie überall der Generationenkonflikt auf. Vater Brasch liefert den rebellierenden Sohn Thomas an die Behörden aus ¿ und kann selbst mit diesem Verrat den Niedergang sein eigenen Karriere nicht aufhalten. Nach 1989 sind sozialistische Träume, egal welcher Art, nichts mehr wert.
FAMILIE BRASCH ist ein Zeitpanorama, das Geschichte als Familiengeschichte erlebbar macht, ein fulminant erzähltes Epos über den Niedergang des ¿Roten Adels¿ und das frühe Scheitern einer großen Utopie an diktatorischen Verhältnissen. Ein Scheitern, das das Leben in Europa bis ins Heute bestimmt.
Kritikerin Verena Schmöller in "Kino-Zeit":
"In Familie Brasch steckt weitaus mehr drin als eine reine Familiengeschichte. Er macht die Vergangenheit sichtbar, lässt Rückschlüsse zu, auch für die eigene Gegenwart. Er erzählt ein Stück deutscher Geschichte, indem er diese Familie zwischen den beiden deutschen Teilstaaten in den Fokus nimmt. Und er macht Lust, sich mehr mit dem literarischen und filmischen Werk des Ausnahmekünstlers Thomas Brasch zu beschäftigen."
Jahr:
2022
Verlag:
Potsdam, filmwerte GmbH
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Schlagwörter:
Film
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Deutsch
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