Mauser ist 17 Jahre alt und lebt in einer Hochhaussiedlung am Hamburger Stadtrand. Sein großer Schwarm heißt Jackie, die aber im ¿Reichenviertel¿ wohnt und sich selbst als ¿eitel und zickig¿ bezeichnet. Dann gibt es noch Edda, die in der Stadtteilvideothek jobbt und ein Auge auf Mauser geworfen hat. Doch die amourösen Verwicklungen sind noch Mausers kleinste Probleme: Sein Vater Zöllner erwürgt im Streit seine Frau Laura, und in seinem Boxclub soll Mauser ausgerechnet gegen seinen Freund Kondor antreten. Außerdem ist da noch dieser seltsame Indianer, von dem Mauser sich verfolgt fühlt, wobei er nicht einmal sicher sagen kann, ob er wirklich existiert.
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Zwischen Familientragödie, Liebeswirren und mutmaßlichen Halluzinationen erlebt Mauser den Sommer seines Lebens. Mit ungestümer Fabulierlust hebt der Film dabei jedes konventionelle Erzählen aus den Angeln, jongliert bis zur Orientierungslosigkeit mit Raum und Zeit, um beides aus der ¿panischen¿ Sicht seines tief beunruhigten Protagonisten aufzulösen und wieder neu zu ordnen. So könnte es sein, erkennt Mauser: Man löst sich auf in seine Moleküle, um am Ende neu zusammengesetzt zu werden, ¿absolut identisch und doch ganz anders¿. Souverän folgt Regisseur Ilker Çatak der komplexen Erzählstruktur der Vorlage von Nils Mohl. Wie der Roman (der erste Teil von Mohls Hamburger Stadtrand-Trilogie ¿Liebe ¿ Glaube ¿ Hoffnung¿) nimmt auch er die existenzielle Fabel des 17-jährigen Helden genauso wichtig wie die Erzählweise: Die zwei Wochen vor Mausers wichtigem Box-Ausscheidungskampf geraten rückblickend in einen wilden Bewusstseinsstrom, und wenn Mauser die Fetzen seiner Erinnerungen rekapituliert, spult er ¿ und mit ihm der Film ¿ mal vor, mal zurück wie auf einem altmodischen Kassettenrecorder, beschleunigt, rafft, überspringt vermeintlich Unwichtiges, um es später dann doch als existenziell hervorzukramen. Das alles ist mitreißend vital, existenziell intensiv, ebenso spielerisch wie verbindlich, mal skurril oder surreal, gespielt von großartigen jungen Darstellern, deren Figuren einem extrem nahe kommen, gerade weil sie nicht bis ins letzte Detail ¿auserklärt¿ werden. (Text: Horst Peter Koll)